12.10.2010    Die Rheinpfalz - Leserbrief

Thema: S-Bahn nach Homburg

„Bus ist einfach zu langsam"

Zur Bahnstrecke zwischen Homburg und Zweibrücken gibt es keine vernünftige Alternative. Der Bus ist für diese Strecke knapp 30 Minuten unterwegs. Das entspricht einer Durchschnittsgeschwindigkeit von etwas über 20 Stundenkilometer, da sind viele mit dem Fahrrad schneller. Natürlich soll der Bus viele Menschen erreichen, von daher ist die Buslinie auch absolut sinnvoll. Aber: Um große Strecken im vernünftigen Zeitrahmen zurücklegen zu können - insbesondere, wenn die meisten Pendler in Zweibrücken beziehungsweise in Homburg umsteigen und mit einem anderen Bus beziehungsweise Zug die Fahrt fortsetzen - ist die Buslinie einfach zu langsam. Selbst eigene Busstreifen und Ampelvorrangschaltungen können die Fahrzeit nur unwesentlich reduzieren. Busse und Bahnen sind zwei unterschiedliche Nahverkehrssysteme, die jeweils Vor- und Nachteile bringen: Der Bus ist flexibel, aber langsam, die Bahn ist unflexibel, aber schnell. Nur eine sinnvolle Vertaktung dieser beiden Verkehrssysteme gewährleistet ein attraktives Nahverkehrsangebot, das auch für ein breiteres Publikum interessant wird, also nicht nur für Pendler, die das zurzeit bestehende Angebot nutzen müssen, weil ihnen keine Alternativen zur Verfügung stehen. Es geht also nicht darum, das gleiche Fahrgastaufkommen vom Bus in den Zug zu bringen, sondern darum, neues Fahrgastpotenzial zu erschließen. Doch auch die Saar-Pfalz-Bus GmbH würde von einer Reaktivierung profitieren, zwar nicht die bestehende Busverbindung zwischen Homburg und Zweibrücken, wohl aber die Zubringerlinien zu beiden Bahnhöfen. So wird das Vorhaben einer Reaktivierung dieser Bahnstrecke folgerichtig von allen Kommunen unterstützt.

Umso bedauerlicher ist das Verhalten der Landesregierung des Saarlandes. Es ist sicher klar, dass zur Finanzierung bei einer Reaktivierung hier nicht von dem Territorialprinzip ausgegangen werden kann. In dem Fall müsste das Saarland einen Großteil der Kosten übernehmen (weil ein Großteil der Strecke auf ihrem Gebiet liegt), obwohl der Nutzen sowohl für Homburg als auch für Zweibrücken gleich wäre. Eine Kostenteilung 50/50 wäre hier sicher der Situation angemessen. Die Art und Weise aber, wie Saarbrücken sowohl mit Vertretern der Stadt Zweibrücken als auch mit Vertretern der Landesregierung von Rheinland-Pfalz umgeht, sucht seinesgleichen. Von vornherein werden da Verhandlungen abgeblockt nach dem Motto: „Die Reaktivierung ist zu teuer, egal, wie viel sie kostet", wobei nach Abzug von Bundeszuschüssen und der Beteiligung aus Mainz ein (für Landesverhältnisse) Taschengeld auf das Saarland zukäme.

Interessant in diesem Zusammenhang ist, dass die Grünen in Homburg seit Jahren die Reaktivierung fordern und dies auch genauso in ihrem Wahlprogramm zu finden ist, aber die Grünen auf Landesebene dies entschieden ablehnen. Glaubwürdigkeit sieht anders aus. Überhaupt werde ich den Eindruck nicht los, dass die Zusammenarbeit (...) mit Frankreich besser funktioniert als mit Rheinland-Pfalz. Solch eine Blockadepolitik kann hier nicht das letzte Wort haben, denn dass zwei Städte dieser Größenordnung (Homburg und Zweibrücken) nicht mit einer Bahnlinie miteinander verbunden sind, dürfte einmalig in Deutschland sein.

Es sind viele Bahnlinien in Rheinland-Pfalz reaktiviert worden, deren volkswirtschaftlicher Nutzen bei Weitem nicht so groß ist wie er für eine reaktivierte Bahnstrecke zwischen Homburg und Zweibrücken wäre, gerade auch im Hinblick auf eine mögliche Verlängerung zum Flughafen Zweibrücken und der Möglichkeit, den schienengebundenen Güterverkehr nach Zweibrücken wieder aufleben zu lassen. Leider hält sich das Engagement der Stadt Homburg für eine Reaktivierung auch in engen Grenzen. So ist hier ein starkes Gefälle in diesen Bemühungen zwischen Rheinland-Pfalz und dem Saarland erkennbar.

Da allerdings Zweibrücken einen vernünftigen Anschluss an das Fernbahnnetz in Deutschland braucht, schlage ich, obwohl ich mir als Homburger hier ins eigene Fleisch schneide, folgende Lösung vor: eine Verlängerung der S-Bahn nach Zweibrücken, ohne Homburg als Halt zu bedienen. Damit würde die S-Bahn, von Bruchmühlbach kommend, ohne Halt nach Zweibrücken durchfahren, sozusagen von der Pfalz in die Pfalz durch „exterritoriales" Gebiet, die Finanzierung läge dann zu 100 Prozent beim Land Rheinland-Pfalz. Rheinland-Pfälzische Interessen wären damit berücksichtigt, und das Saarland könnte jederzeit bei einer nachträglichen finanziellen Beteiligung die Haltepunkte Homburg und Einöd einbinden.

Es ist ein schlechter Witz, dass sich die Landesgrenze so negativ auf die Entwicklung der Infrastruktur auswirkt, noch dazu in einer Region, die historisch gesehen zusammengehört, wie das bei Homburg und Zweibrücken zweifellos der Fall ist. Jede Landesregierung plant hier nur bis zur Grenze, als ob dort eine Mauer wäre, und die Grenzbewohner haben das Nachsehen. Dass sich dann Politikverdrossenheit breit macht, ist nur die logische Konsequenz. Es bleibt zu hoffen, dass es den Politikern gelingt, über ihren Tellerrand hinaus zu blicken und die Reaktivierung der Bahnstrecke zum Nutzen aller endlich voranzubringen. ( Norbert Speer, Homburg )