19.02.2003     Saarbrücker Zeitung   

Nachbarn wollen ans Fernverkehrsnetz

Zweibrückens Oberbürgermeister für Schienenverbindung zwischen den Nachbarstädten – ohne Zwischenhalt
Von GUSTL ALTHERR
Einer Reaktivierung der Bahnlinie nach Homburg räumt man im Zweibrücker Rathaus höchste Priorität ein. Es geht der Verwaltungsspitze nicht nur um Personen-, sondern auch um Güterverkehr.

Homburg/Zweibrücken. In Zweibrücken verfolgt man die Homburger Pläne einer Umgehung für die Bundesstraße 423 mit Interesse, drängt zugleich aber vor allem auf eine Reaktivierung der Bahnstrecke, die einst die beiden Nachbarstädte verband, die jedoch am 1. April 1996 stillgelegt wurde und deren Gleise bei Ingweiler auf einige hundert Meter Länge abgebaut wurden. Zweibrückens Oberbürgermeister Jürgen Lambert (CDU) stellt vor allen Dingen klar, dass eine Umgehung B423 zumindest die Option einer Wiederbelebung der Bahn offen lassen muss. „Zunächst war ein Brückenbauwerk für die Umgehungs-Trasse vorgesehen, um auf diese Weise die Bahnstrecke unberührt zu lassen“, erinnert er. Das Prüfungsverfahren zur Aufnahme in den Bundes-Verkehrswegeplan habe dann aber gezeigt, dass die Mehrkosten für eine Brücke die Wirtschaftlichkeit des Projektes so beeinträchtigt würden, dass es auf Grund dieser Minuspunkte in der Prioritätenliste zurückrutschen würde. Wenn dies nicht so wäre, hätte das Homburger Vorhaben wohl die Chance, in die höchste Priorität zu kommen. „Würde das Ganze allerdings mit Brückenbauwerk-Kosten belastet, wären die Aussichten vollends dahin, in absehbarer Zeit diese Ortsumgehung verwirklichen zu können“, ist sich auch Lambert sicher. Deshalb laufe das Ganze auf eine „schienengleiche Querung“ hinaus. Zweibrücken habe bei den zuständigen Stellen beantragt, darauf zu achten, dass ein solcher Bahnübergang in die Planfeststellungen aufgenommen wird, um zu gewährleisten, dass die Umgehung B423 eine Wiederaufnahme des Schienenverkehrs nicht behindert. „Dieses Problem scheint lösbar zu sein, weil es sich hier um eine eingleisige Strecke handelt“, meint Lambert.

„Das muss allerdings in diesem Planfeststellungsverfahren festgeschrieben sein. Die Sicherheit der Trasse wäre dann gewährleistet“, bekräftigt auch Rolf Franzen (CDU), Baudezernent im Zweibrücker Rathaus. Er verweist auf Irritationen, die aufkamen, als erstmals Pläne einer Umgehung B423 bekannt wurden, „weil auf Homburger Seite davon gesprochen wurde, dass über eine gewisse Strecke die Bahntrasse in Anspruch genommen werden könnte“. Er habe sich damals sofort mit Homburgs künftigem Oberbürgermeister Joachim Rippel in Verbindung gesetzt und darauf verwiesen, dass dies auch die von Rippel für sinnvoll erachtete Option einer Wiederinbetriebnahme der Bahnlinie zunichte machen würde und deshalb so nicht in Frage komme. Auch der Homburger Bauamtsleiter Michael Banowitz habe in der Folge erklärt, die Umgehung könne auch parallel zur Bahntrasse verlaufen, die irgendwo jedoch gequert werden müsse.

Beim Thema Konkurrenz zwischen der Regionalbuslinie R7 und einer Bahnverbindung nach Homburg unterstreicht Zweibrückens OB deren völlig unterschiedliche Funktionen. „Der Bus bedient die Fläche. Dabei soll es auch bleiben“, betont Lambert. Diese Linie sei immer eine der besten gewesen, auch schon in früheren Zeiten. Hier wäre es allerdings interessant, zu erfahren, wie viele Fahrgäste durchfahren von Endstation zu Endstation, von Bahnhof zu Bahnhof. „Uns geht es aber auch darum, dass Zweibrücken einen Anschluss an das Fernverkehrsnetz der Bahn behält.“ Die frühere Fernverkehrsstrecke Saarbrücken-Rohrbach-Zweibrücken-Pirmasens-Landau-Karlsruhe erfülle diesen Anspruch längst nicht mehr. „Unsere Fernverkehrsstrecke ist Saarbrücken-Homburg-Mannheim, und da brauchen wir den Anschluss. Das ist unsere Verbindung an das Fernverkehrsnetz der Bahn, von dem Zweibrücken gegenwärtig abgehängt ist“, stellt Lambert heraus. Auf eine Busanbindung werde ja noch nicht einmal in den Zügen hingewiesen: „Kein Mensch erfährt, wenn er sich Zugbegleiter auf dieser Strecke anschaut, dass es eine Möglichkeit gibt, mit einem öffentlichen Verkehrsmittel von Homburg nach Zweibrücken zu kommen.“

Eine andere, für viele Besucher Zweibrückens unzumutbare Situation sei, dass sie zwar in einer knappen Stunde von Mannheim nach Homburg gelangten, dann jedoch fast genau so lange bräuchten, um nach Zweibrücken zu kommen. „Das ist einfach kein Zustand.“ Deswegen gebe es „nach wie vor von uns unternommenen Anstrengungen, eine Schienenverbindung zwischen den beiden Bahnhöfen wieder herzustellen, und zwar ohne Zwischenhalt“, verdeutlicht Lambert die Position der Rosenstadt. Eine solche Bahnlinie sei nicht dafür gedacht, „dass jemand in Schwarzenbach die Oma besucht“, sondern solle den Anschluss Zweibrückens ans Fernverkehrsnetz der Bahn herstellen.

„Ein weiterer Punkt ist, dass es hier nicht nur um Personenverkehr geht, sondern auch um Güterverkehr. Wir sind ja auch in diesem Bereich abgehängt“, beklagt Franzen. Es gebe auch in Zweibrücken einige Unternehmen, die davon betroffen seien. Und Lambert ergänzt: „Unabhängig davon, dass die Bahn sich aus dem Frachtgeschäft zurückzieht – es gibt ja auch andere Unternehmen, die auf der Schiene Fracht befördern.“ Dafür müsse allerdings die entsprechende Infrastruktur eines Schienennetzes vorhanden sein, das auch auf kurzem Weg die Beförderung ermögliche. „Deshalb haben wir immer wieder versucht, das Ganze in Gang zu bringen“, betont Lambert erneut. Erfreulich sei, dass Wirtschaftsminister Hans-Artur Bauckhage sich in jüngster Zeit dafür ausgesprochen habe, sich nochmals dem Thema Wiederbelebung der Bahn nach Homburg zu widmen. „Wir hatten lange Zeit den Eindruck, dass weder die Regierung in Rheinland-Pfalz noch die des Saarlandes sich für diese Strecke interessiert haben“, verdeutlicht Lambert die Enttäuschung. „Ministerpräsident Peter Müller hat hier einmal bemerkt, nach den im Saarland geltenden Grundsätzen sei es völlig ausgeschlossen, dass man jährlich zwei Millionen Mark (rund eine Million Euro) in diese Verbindung stecken könne. Wie er auf diese Zahl kam, weiß ich nicht“, bemerkt Zweibrückens OB. Er verweist auf zwei Gutachten: Eines kommt zu dem Ergebnis, das Ganze sei durchaus wirtschaftlich vertretbar, das andere geht vom Gegenteil aus. Aber auch in Mainz habe man bislang keine Vorliebe für eine Bahnverbindung entwickelt, wohl auch deswegen, weil der größte Teil der Strecke im Saarland liegt. „Dabei wird völlig übersehen, dass ein rheinland-pfälzisches Mittelzentrum durch die Verbindung nach Homburg ans überregionale Schienennetz angebunden würde“, moniert OB Lambert.

Die Frage lautet: Entlastet ein zusätzlicher Autobahn-Anschluss die Ortsdurchfahrt Einöd?

„Peter Müller hat einst die Problematik der Doppelförderung von Bus und Schiene angesprochen. Auch ich denke, dass ohne Beteiligung derer, die hier den Nutzen davon haben – und dies dürfte vor allem das Mittelzentrum Zweibrücken sein –, es nicht gehen wird. Aber auch das Land ist in der Pflicht!“, stellt Baudezernent Rolf Franzen klar. „Ich habe noch sehr gut die Äußerung des Homburger Oberbürgermeisters Rippel in Erinnerung, dass er den Flugplatz in Zweibrücken als den Homburgs ansieht. Genauso sagen wir, der Bahnhof in Homburg ist der Zweibrücker Fernverkehrsbahnhof‘“, bekräftigt der Zweibrücker Baudezernent. Zudem stehe Homburg als IC-Halt ja auch immer wieder in der Diskussion. Durch entsprechende Zubringer werde er jedenfalls entsprechend aufgewertet. Und Lambert meint: „Ein gewisses Interesse müsste auch die Stadt Homburg haben.“

Wenn man Zweibrücker Interessen mit dem Projekt Umgehung B423 in Einklang bringe, könne man auch ein Entgegenkommen auf saarländischer Seite erwarten, stellt Franzen klar. Bei Zweibrückens Planung einer Querspange in Ernstweiler würden ja auch Möglichkeiten einer Anbindung in Richtung Saarland einbezogen, wobei allerdings das Land „den Finanzierungshorizont, was dieses Großprojekt angeht, derzeit noch nicht darstellen kann“. Zweibrückens Stadtplaner Harald Schmidt verweist auf Bemühungen, die Generalverkehrspläne Homburgs und Zweibrückens aufeinander abzustimmen und in diesem Zusammenhang auch die Möglichkeiten einer Entlastung der Ortsdurchfahrt von Einöd zu untersuchen. Hier sei zu prüfen, ob ein zusätzlicher Autobahn-Anschluss Einöd tatsächlich den Durchgangsverkehr entlaste oder nach Alternativen gesucht werden müsse: „Ich hatte den Eindruck, die Homburger haben sich mit diesem Thema noch nicht so ernsthaft befasst“, so Schmidt. „Wir haben Verständnis für unsere Einöder Nachbarn. Einöd ist vom Siedlungszusammenhang eigentlich ein Stadtteil Zweibrückens. Viele unserer Bürger haben in Zeiten, als hier die Baugrundstücke knapp waren, da gebaut.“ AL