23.03.2013
Die Rheinpfalz

Mit 26 Kilo Gepäck durch die Welt

Die Zweibrücker Anika Rzepka und Florian Scharfenberger bereisen die Kontinente – „Sonst bleibt der Traum nur ein Traum“
Von Marco Kalinke

Vom Zweibrücker Bahnhof aus kann man nach Saarbrücken fahren. Oder nach Pirmasens – wenn man das will. Aufregung kommt da keine auf, höchstens man will nach Homburg, was wegen fehlender Schienen bekanntlich nicht geht. Dafür kann man von Zweibrücken aus nach Moskau fahren. Die Schienen dafür sind vorhanden, und aufregend ist es auch. Vor allem, wenn das der Auftakt zu einer langen Reise um die Welt ist, zu der die Zweibrücker Anika Rzepka und Florian Scharfenberger am Donnerstagabend aufgebrochen sind. Wenn alles nach Plan läuft, kommen sie morgen in Moskau an – ihrer ersten Station.Zwölf bis 18 Monate wollen die beiden die Welt bereisen und sich vor allem Asien, Südamerika und Australien ansehen. „Ich war schon öfter vier bis sechs Wochen unterwegs, vor allem im asiatischen Raum. Mal auf gut Glück, mal organisiert in Gruppen. Aber die Idee zu einer Weltreise war schon lange in meinem Kopf“, erzählt Florian Scharfenberger. Seine Freundin Anika hatte er mit der Idee schnell infiziert. „Im ersten Moment dachte ich: Jaaa, super. Danach kamen dann die Bedenken, aber ich hatte mich ziemlich schnell dafür entschieden. Sonst bleibt der Traum nur ein Traum“, sagt sie sehr zuversichtlich und bestimmt.Für die 25-Jährige und ihren fünf Jahre älteren Partner war die Entscheidung zur Weltreise gleichzeitig auch die Entscheidung für einen neuen Lebensabschnitt. Ihre Arbeitsstellen haben sie gekündigt, nach der Rückkehr soll es für beide einen Neustart geben. „Wir haben keine Verpflichtungen, keine Kinder. Wenn nicht jetzt, wann dann?“, meint Anika Rzepka. „Und die Eltern müssen wir auch nicht pflegen“, ergänzt Florian mit einem verschmitzten Blick auf Vater und Mutter Rzepka, die munter und fidel an ihrem Sekt nippen. Den hat Anikas Vater Helmut gekauft. „Eine ganze Kiste. Um den Abschiedsschmerz zu unterdrücken“, wie er halb im Ernst und halb im Scherz erklärt. Denn ganz wohl ist den Eltern bei der Sache nicht. „Wir waren früher selbst gerne mit dem Motorrad unterwegs. Aber es ist etwas anderes, wenn das eigene Kind so lange weg ist. Man liest so viel, und es wird ja meist nur über die negativen Sachen berichtet“, erzählt Mutter Edda Rzepka.

Bei den Reisenden selbst herrschte die letzten Tage vor der Abreise ein ganzes Potpourri an Gefühlen: Aufregung, Anspannung, unheimliche Vorfreude „und ständig die Gedanken, ob man an alles gedacht hat“, berichtet Anika. Denn beim Packen mussten sich die beiden ganz genau überlegen, was sie mitnehmen und was nicht. Jeder hat nur einen Rucksack und 13 Kilogramm Gepäck dabei.

Gar nicht so einfach, bei den verschiedenen Klimazonen. Tropen in Vietnam, Schnee im Himalaya und Wüste in Australien. „Man muss sich bei jedem Stück Gepäck fragen: Brauch’ ich das oder hätte ich es nur gerne dabei?“, sagt Anika. Mit auf die Reise gehen auf alle Fälle ein Mobiltelefon und ein kleiner Computer. Damit wollen sie den Kontakt in die Heimat halten und regelmäßig Reiseberichte in ihrem Blog veröffentlichen.

Richtig geplant haben Anika und Florian die Route nur bis Wladiwostok: Vom Zweibrücker Bahnhof aus geht’s über Saarbrücken, Frankfurt, Wien und Budapest nach Moskau. Dort sind drei Tage Aufenthalt geplant, bevor es mit der Transsibirischen Eisenbahn wiederum für drei Tage nach Irkutsk geht und danach nach Wladiwostok. „Von dort aus wollen wir nach China und schauen mal, wohin die Reise führt. Wir lassen uns einfach von dem leiten, was uns passiert“, sagt Florian. Hauptsächlich Südostasien wollen die Zweibrücker bereisen: Indien, Laos, Kambodscha, Vietnam, später nach Australien und Neuseeland, nach Südamerika (Chile, Feuerland), eventuell noch Nordamerika und Kanada. Afrika steht nicht auf dem Programm, aber vielleicht setzen die beiden der Vollständigkeit halber in Marokko oder Ägypten einen Fuß auf afrikanischen Boden.

Besondere Ziele haben die zwei nicht. Florian will sich unbedingt Birma ansehen, weil das touristisch noch in den Kinderschuhen stecke. Doch welche Erwartungen hat man an solch eine lange Reise, die bestimmt nicht immer ein Zuckerschlecken ist und bei der auch zwischenmenschlich nicht immer Friede-Freude-Eierkuchen herrschen wird? „Man lernt auf diesen Reisen viel über sich selbst, seine Lebensweise und seine Sicht auf bestimmte Dinge“, sagt Florian, und Anika ergänzt: „Ich erwarte viele schöne Eindrücke und Erfahrungen und freue mich ganz einfach auf alles. Ich war noch nie in Asien und bin total neugierig.“

Ihre Erlebnisse wollen Anika und Florian im Internet auf ihrem Blog www.planetxplore.wordpress.com veröffentlichen. Dort kann man nachlesen, was sie gerade so treiben und wo sie sind. „Wenn jemand Urlaub machen will, kann er ja schauen, wo wir sind und uns besuchen“, schlägt Florian vor und grinst. Aus der Welt sind sie ja nicht, nur in der Welt.v Zu den PersonenAnika Rzepka ist 25 Jahre alt, stammt aus Rimschweiler und absolvierte nach dem Abitur eine Ausbildung zur pharmazeutisch-technischen Assistentin. Die Zweibrücker werden sie aus der Franken-Apotheke in Ixheim kennen, wo sie bis vor Kurzem gearbeitet hat.

Der 30-jährige Zweibrücker Florian Scharfenberger hat nach seinem Abitur einen Magisterabschluss in Komparatistik, Geschichte und Philosophie erworben und saß bisher für die Freie Wählergruppe im Stadtrat.