09.06.2012      
Stellungnahme des Fördervereins zu Artikeln im Pfälzischen Merkur

Merkur: „Bus oder Bahn?“
Förderverein: „Sowohl als auch!“

Zu den verschiedenen Merkur-Veröffentlichungen über den Regionalbus R7 zwischen Homburg und Zweibrücken und die S-Bahn-Verlängerung MA-KL-HOM-ZW sieht sich der Verein zur Förderung des Schienenverkehrs in und um Zweibrücken zur Feststellung verschiedener Sachverhalte veranlasst:

Von fachlich kompetenter Seite ist immer darauf hingewiesen worden, dass beide ÖPNV-Träger in einem gut abgestimmten Konzept ihre jeweiligen Stärken optimal zur Geltung bringen müssen. D.h. dass bei der Verlängerung der VRN-Linie S1 (VRN=Verkehrsverbund Rhein-Neckar) über Homburg hinaus bis Zweibrücken die bestehenden Buslinien zwar diesem neuen Rückgrat des ÖPNV angepasst werden müssen, aber auch eine bessere Erschließung von Schwerpunkten und Wohngebieten durch die Busse erfolgt und bei deren Taktzeiten zumindest keine Verschlechterung eintritt. Dies ergibt sich z.B. schon aus der Nutzen-Kosten-Untersuchung der Schienenstrecke Homburg-Zweibrücken von DE-Consult aus dem Jahre 2006.

Die Fragestellung „Bus oder Bahn?“ ist –was die Berechtigung der beiden Verkehrsträger betrifft- zumindest irreführend. Sie wurde auch schon (z.B. Ministerin Dr. Peter) dazu benutzt, um gegen das S-Bahn-Projekt Stimmung zu machen. Ein wesentlicher Gesichtspunkt, der bei der Befragung der Busfahrgäste überhaupt nicht erwähnt wurde, ist die durchgehende über Kaiserslautern in den Rhein-Neckar-Raum weiterführende Funktion einer S-Bahn-Verlängerung. Diesen Vorzug der schnellen umsteigefreien Verbindung (natürlich in beiden Richtungen) hatte die frühere Schienenverbindung HOM-ZW nicht, was schon deshalb einen Vergleich mit den Zeiten vor der Stilllegung nicht zulässt.

Die Befragung im Merkur kann nicht nur wegen der beschränkten Zahl der Teilnehmer (Busbenutzer) sondern vor allem wegen der Nichtberücksichtigung aller anderen Verkehrsteilnehmer (also auch derjenigen, die mangels sinnvoller ÖPNV-Alternativen den Pkw benutzen) für die Gesamtsituation S-Bahn-Verlängerung – Buslinien keinesfalls aussagekräftig sein.

Zu verschiedenen Argumenten soll trotzdem kurz Stellung genommen werden:
Schnelligkeit: S-Bahn ZW-HOM (bei drei Zwischenhalten) 10 Minuten mit sicherer Weiterfahrmöglichkeit z.B. nach KL, Bus: 35 Minuten mit unsicheren Anschlüssen und Umstieg in HOM Hbf. Die Vertaktung und die Geschwindigkeit eines Verkehrsmittels sind verschiedene Dinge. Auf kurzen Strecken und mit geringen Haltestellenabständen sowie bei kürzeren Taktzeiten des Busses und ohne Umstieg ist man mit diesem Verkehrsmittel natürlich i.d.R. schneller am Ziel..

Investitionen: Von 11,2 km Gesamtstrecke sind 5,4 km in Betrieb, 5,3 km stillgelegt aber noch gewidmet und in recht gutem Zustand und 0,5 km Gleise abgebaut aber Strecke noch gewidmet. Die notwendigen Investitionen (mit Oberleitung und zwei neuen Stationen) von ca. 12 Mio. € sind für eine Anbindung von zwei Städten mit zusammen ca. 80000 Einwohnern und einem umgebenden Verdichtungsraum mit ca. 120000 Einwohnern und eine Siedlungsverdichtung entlang der Strecke optimal. Auch die betriebswirtschaftliche Seite (keine zusätzlichen Fahrzeuge und Personal) ist entsprechend günstig.

Umweltverträglichkeit: Dass die elektrisch betriebenen S-Bahnen das umweltschonendste ÖPNV-Verkehrsmittel sind, wird von keinem Fachmann bestritten.

Sonstiges: Bei Vergleichen mit der Situation vor der Bahn-Stilllegung müssen neben der bereits erwähnten Weiterführung nach Kaiserslautern und Mannheim weitere wichtige Gesichtspunkte beachtet werden: Stundentakt, Verhältnis Individualverkehr zu ÖPNV hat sich gewandelt (z.B. Spritpreise, Umweltbewusstsein) und wird sich weiter zugunsten des ÖPNV verschieben. S-Bahn-Züge sind hinsichtlich Bequemlichkeit usw. nicht mehr mit Schienenbussen von vor 30 Jahren und auch nicht mit heutigen Linienbussen zu vergleichen (ebenerdiger Einstieg, Fahrradabteile, Vorteile für großes Gepäck, Kinderwagen, Rollstühle usw.). Was die Schülerbeförderung betrifft, wird der neue Haltepunkt Rosengarten (auch für die Bundeswehr) Vorteile bringen.

Eine leistungsfähige S-Bahn-Anbindung ist ein immer wichtiger werdender Standortvorteil für die Bevölkerung (z.B. Fernpendler, Rentner) aber auch für die Wirtschaft und damit auch für die Erhaltung bzw. Verbesserung vieler sonstiger Infrastrukturelemente Deshalb sind Investitionen in diesen Bereich bei günstigem Nutzen-Kosten-Verhältnis sehr sinnvoll und können auch nicht mit Straßenbauinvestitionen verglichen werden (B423-Umgehung), da hier völlig andere Verhältnisse vorliegen.

Die in einer Zuschrift angesprochene Anbindung des Flughafens Zweibrücken (u.U. künftiger Saar-Airport) kann allenfalls als Zukunftsoption betrachtet werden, da hier das Verhältnis von Aufwand zu Erfolg bei weitem nicht so günstig sein kann wie bei der S-Bahn-Verlängerung bis Zweibrücken Hbf. Bei der Zuschrift scheinen auch wirtschaftliche Eigeninteressen ausschlaggebend gewesen zu sein.