26.11.2011   Die Rheinpfalz

Schienennetz-Ausbau stockt vielerorts

Verzögerungen bei S-Bahn Rhein-Neckar - Keine Lösungsperspektive für Engpass im hessischen Kinzigtal Von Eckhard Buddruss

Ludwigshafen. Beim Ausbau des deutschen Bahnnetzes klemmt es an allen Ecken und Enden. Verzögerungen drohen unter anderem auch bei der S-Bahn Rhein-Neckar.

Nach RHEINPFALZ-Informationen wird die Infrastruktur für die zweite Stufe der S-Bahn Rhein-Neckar nicht bis zum geplanten Termin Ende 2015 fertig. Vor allem bei den rechtsrheinischen Strecken von Mannheim nach Biblis und Bensheim ist mit einer Verzögerung um etwa ein Jahr zu rechnen. Unklar ist noch, ob die Neuvergabe des SBahn- Betriebs komplett um mindestens ein Jahr auf Ende 2016 verschoben wird oder es zwei Etappen gibt. Zur ersten ab Ende 2015 könnte - neben den bereits in Betrieb befindlichen S-Bahn-Linien - die wahrscheinlich von den neuen Strecken als erste fertiggestellte von Mannheim über Frankenthal und Worms nach Mainz gehören. Wann mit zusätzlichen Kapazitäten auf dem besonders stark frequentierten Abschnitt Mannheim-Heidelberg gerechnet werden kann, ist derzeit noch völlig ungewiss.

Bei einem Engpass, der für ICE-Reisende ab Mannheim oft ein besonderes Ärgernis ist, zeichnet sich immerhin etwas Entspannung ab. Wer mit dem ICE von Mannheim nach Berlin fährt, erlebt häufig, dass der Zug in Norddeutschland wegen eines verspäteten Gegenzugs in einem kleinen Kreuzungsbahnhof halten muss. Dies liegt daran, dass das Verbindungsstück zwischen der Nord-Süd-Schnellstrecke bei Hildesheim und der Ost-West- Schnellstrecke bei Wolfsburg größtenteils nur eingleisig ist. Nun wird immerhin der 35 Kilometer lange Abschnitt zwischen Hildesheim und Groß Gleidingen zweigleisig ausgebaut. Möglich ist dies aber nur dadurch, dass sich das Land Niedersachsen mit Mitteln aus dem Nahverkehrstopf des Bundesschienenwegeausbaugesetzes an der Finanzierung der Maßnahme beteiligt. Die zusammen mit der Schnellstrecke Wolfsburg-Berlin 1998 in Betrieb genommene „Weddeler Schleife” zwischen Braunschweig und Wolfsburg bleibt dagegen auf absehbare Zeit eingleisig.

Keinerlei Perspektive gibt es weiterhin für die stark belastete Strecke Frankfurt-Fulda im Kinzigtal, über die stündlich je ein ICE von Mannheim nach Hamburg und Berlin fährt. Hinzu kommen pro Stunde außerdem ein ICE von Frankfurt nach Dresden sowie zwei Regionalzugpaare, in den Spitzenzeiten sogar vier. Große Bedeutung hat die Strecke außerdem für den Güterverkehr sowohl in Nord-Süd- als auch in West-Ost-Richtung. Hier fahren auch die Züge zwischen den BASF-Werken Ludwigshafen und Schwarzheide. Hilfreich bei der Bewältigung dieses enormen Verkehrsaufkommens ist der dreigleisige Abschnitt zwischen den Bahnhöfen Wolfgang bei Hanau und Hailer-Meerholz. Seit Jahren ist geplant, diesen Abschnitt wenigstens um drei Kilometer bis Gelnhausen zu verlängern, wo das Ende des dreigleisigen Abschnitts betrieblich sehr viel günstiger läge. Obwohl hier längst Baurecht besteht, das bald zu verfallen droht, gibt es für diese vergleichsweise kleine Maßnahme mit hohem Nutzwert keine Finanzierungsperspektive. Solange für derlei Vorhaben keine Bundesmittel zur Verfügung stehen, weil die vor allem in milliardenteure Großprojekte wie Nürnberg-Erfurt und künftig Wendlingen-Ulm fließen, hilft es wenig, dass Bahnchef Rüdiger Grube derzeit bei allen möglichen Projekten beteuert, die Bahn „stehe dazu”.