01.07.2011    Pfälzischer Merkur    

Déja-vu-Erlebnis mit neuer Perspektive

Von Merkur-Redakteur Lutz Fröhlich

Eine Zusammenarbeit der Flughäfen Zweibrücken und Saarbrücken ist längst überfällig. Das meinen die meisten der vom Merkur in der Fußgängerzone befragten Bürger. Doch klappt die Kooperation?

Zweibrücken. Die Flughäfen Zweibrücken und Saarbrücken sollen kooperieren, haben die Verkehrs-Staatssekretäre beider Länder angekündigt. Möglichst nach dem Modell „ein Flughafen, zwei Landebahnen“. Diese Nachricht wurde gestern in der Zweibrücker Fußgängerzone mit Zustimmung, teils aber auch Skepsis aufgenommen.

Wolfgang Schwarz (Fotos: lf) ist schon von beiden Flughäfen aus geflogen: „Zweibrücken ist für mich günstiger, weil ich hier wohne. Außerdem kosten die Parkplätze hier ja nichts – vorläufig.“ Eine Kooperation mit zwei Standorten fände er sinnvoll, aber: „Ich glaube nicht daran, denn die Region ist zu klein für zwei Flughäfen.“ Schon heute parkten am Zweibrücker Airport sehr viele Saarländer.

Rudi Agne aus Contwig kann sich „nicht vorstellen, wie ein Flughafen mit Landebahnen an zwei verschiedenen Orten funktionieren soll – eine gemeinsame Verwaltung wäre aber okay“. Skeptisch ist der 63-Jährige, ob eine Kooperation insgesamt mehr Flugverkehr bringt: „Wie soll das funktionieren?“ Er erwartet, „dass sich am Ende doch herauskristallisiert, dass ein Standort bevorzugt wird.“

Eugen Zwenger aus Pirmasens fände eine Kooperation „gar nicht mal so schlecht, Zweibrücken hat ja richtig Potenzial, und auch in Saarbrücken kann sich ja noch mehr entwickeln“.

Gerhard Schmidt aus Battweiler hält eine Kooperation für sinnvoll, doch müsse es eine klare Absprache über das Geschäft geben, damit sich die Kooperation rechne: „Der eine macht Fracht, der andere Passagiere.“ Für Letzteres sei Saarbrücken wegen „der besseren Infrastruktur wahrscheinlich besser geeignet“.

Heidi Beer aus Zweibrücken sagt über eine Kooperation: „Schön wäre es, wenn man nicht gegeneinander, sondern miteinander arbeitet – aber in der Vergangenheit haben sich die Gespräche ja schon mal festgefahren.“ Man solle die jeweils vorhandenen Flugstrecken erhalten, könne bei einer Kooperation sicher aber auch neue Ziele anfliegen, statt sich auf den gleichen Routen Konkurrenz zu machen. Manfred Bastian aus Breitfurt sagt mit Galgenhumor: „Dank des herausragenden Egoismus gebe ich der Kooperation so wenig Chancen wie dem Steuervereinfachungskonzept des Professors aus Heidelberg. Die Politik ist zu eingefahren. Auch der Bahnstrecke Zweibrücken-Homburg hat es ja ,sehr geholfen', dass jetzt im Saarland Jamaika und in Rheinland-Pfalz Rot-Grün regiert.“ Er befürchte, dass auch die neuen Kooperationsgespräche „im Sande verlaufen, denn keiner will doch was abgeben“.

Petra Schäfer aus Zweibrücken meint: „Man hätte die Kooperation schon viel früher machen sollen. Ob es jetzt noch klappt?“ Zweibrücken habe dabei „die längere Bahn und bessere Bedingungen“. Realistischer als zwei Standorte fände sie einen regionalen Flughafen.

Hintergrund

Steuergeld sparen: Der Zweibrücker Flughafen-Geschäftsführer Werner Boßlet bewertete die Kooperationsgespräche mit Saarbrücke positiv: „Man sollte jede Chance, Steuergelder zu sparen, ergreifen.“ Darum müsse nun alles mit aller Ernsthaftigkeit durchdacht und überprüft werden. Das erklärte Ziel sei es, beide Flughafen-Standorte zu stärken.

Standorte unverzichtbar: Der rheinland-pfälzische Infrastruktur-Staatssekretär Jürgen Häfner betont in seiner gemeinsamen Presseerklärung mit seinem saarländischen Kollegen Peter Hauptmann (wir berichteten), der Flughafen Zweibrücken sei mit seinem Vier-Säulen-Konzept aus Flugbetrieb, Multimedia-Internet-Park, Style Outlets und dem Freizeit- und Tourismussektor „ein bundesweit beachtetes Vorzeigemodell und für die Entwicklung des Gewerbestandortes unverzichtbar“. Hauptmann hob hervor, der Flughafen Saarbrücken sei „ein entscheidender Standortfaktor und eine wichtige Säule der saarländischen Verkehrsinfrastruktur, jetzt und in der Zukunft“. gda/lf

Bildunterschrift: Wolfgang Schwarz Petra Schäfer Manfred Bastian Heidi Beer Wohin geht die Reise? Foto: Jörg Jacobi